Die letzten Tage steckten bei mir voller Kindheitserinnerungen. Der Advent ist wohl grundsätzlich eine Zeit die dafür prädestiniert ist...
Angefangen hat es damit, dass ich eine Advents-Aussen-Beleuchtung gekauft habe, die alte die wir mit dem Haus vor drei Jahren übernommen hatten, hat nach der letzten Weihnachtssaison den Geist aufgeben. Ich stand also etwas überfordert in der Migros vor einem riesigen Gestell mit Lichtern und mir dämmerte: ich kaufe zum ersten Mal eine Aussen-Beleuchtung selber. In meinen Zürcher Wohnungen hatte ich wohl jeweils eine Ikea-Lichterkette kunstvoll irgendwo drapiert... Aber so richtig, an einem zum Haus gehörenden Gewächs?? Also benötigte ich auch geschlagene 20 Minuten, bis ich mich entschieden hatte. Und zwar ganz kitschig für bunte Lichter. Und das kommt so: ich wuchs in einem 500-Seelen-Dorf auf. Meine Eltern importierten aus Kanada, dem Heimatland meiner Mutter, farbige Lichterketten - es war immer eine Wahnsinns-Sache mit Trafo und Adapter und pipapo - aber die Tanne in unserem Garten erstrahlte schliesslich als einzige im ganzen Dorf in allen Farben, wunderschön war das. Und in diesem Laden gefühlte 100 Jahre später merkte ich: das will ich auch. Auch wenn in der Zwischenzeit der Leuchtartikelkram-Markt explodiert ist und ich nicht mehr mit der früheren Lichterketten-Uniqueness rechen konnte.
Bevor der Samichlaus kam, wurden die Lichterketten dann noch husch auf dem Haselbusch drapiert - und ich konnte es nicht glauben: ich war sofort so happy. Der Anblick der farbigen Lichter katapultierte mich direkt 30 Jahre zurück.
Am Wochenende besuchte ich dann mit den Kindern Freunde in Greifensee. Das ist eine noch junge Tradition: Wir gehen zusammen auf den hiesigen Weihnachtsmarkt, die Kinder fahren Kutsche und Karrussell und essen stapelweise Waffeln, während wir zurückhaltend am Glühwein nippen. Wir übernachten jeweils da, die zwei gleichaltrigen Mädchen spielen "Aufführung", die zwei gleichaltrigen Jungs spielen "Schwert" und "Büechli aluege" und "Umegumpe".
Meine Freunde wiesen mich auf die Vorzüge der
SRF Player App hin. Den Player gibts es natürlich auch online auf der
SRF Seite. Aber die Greifensee-Kids dürfen nun jeweils auf dem iPad das
"Guetnacht-Gschichtli"gucken. Und das lohnt sich momentan besonders: in der Reihe "Helveticus" werden in Zeichentrick-Geschichten grosse Schweizer Momente oder Personen erklärt. Zum Beispiel das "schon recht peinlich wie spät"-Frauenstimmrecht, der "stets verneige ich mich vor ihm"-Friedrich Dürrenmatt oder der "lass uns das schnell im Zürcher Kunsthaus angucken gehen"-Alberto Giacometti. Wir drei Erwachsenen haben diese Episoden alle geschaut und waren beeindruckt. Das ist schlau, einleuchtend und liebevoll gemacht. Mein Teilzeit-Historikerinnen-Herz schlug laut vor Begeisterung. Und das beste: Die Melodie am Anfang ist immer noch die gleiche wie früher, als wir ohne "Die kleine Hexe" oder "Dr. Snuggles" nicht ins Bett konnten...
Unseren Advents-Ausflug ins Unterland beendeten Selma und ich mit dem Besuch des Dialekt-Kindermusicals
"Emil und die Detektive" im Bernhard Theater. Auch das eine Kindheits-Erinnerung - mein Bruder und ich konnten unsere Ausflüge dahin um "Max und Moritz" oder "Pippi Langstrumpf" zu sehen jeweils kaum erwarten. "Emil" hat unserer Begleitung und uns sehr gefallen. Die Story wurde nach Zürich versetzt (es gibt einen Song über die super Stadt Züri, den ich am liebsten lauthals mitgegrölt hätte), die Girls giggelten viel weil der Emil auf der Bühne so viel grösser war als "unser"... Und seither haben wir alle den Ohrwurm "Parole Emil" im Ohr... Sehr zu empfehlen, Aufführungen noch bis im März 2014.
Das ist eine wunderbare Seite am Elternsein - man kann Dinge, die einen vor langer Zeit so glücklich gemacht haben, erneut erleben, an der Hand der eigenen Kinder. Und ihnen dabei zusehen, wie sie das Fundament für ihre eigenen Erinnerungen legen. Ich wünsche allen solch innige Advents-Momente, auch wenn es ansonsten recht turbulent zu und her geht in dieser Zeit.