Donnerstag, 24. Mai 2012
Who cares in twenty years?
Mit Ratschlägen ist es so eine Sache, wenn man Kinder hat. Manchmal ist man sehr auf welche (gute) angewiesen, manchmal möchte man keine hören, obwohl's schlau wäre, und manchmal kriegt man unaufgefordert ganz beschissene / praktische / eigenartige / besserwisserische / liebevolle Hilfsversuche.
Der Spruch im Titel ist nicht mein Erziehungscredo, sondern - für mich - ein Proportionen-zurechtrück-Apparat. Natürlich kann man nicht alles als Phase runterspielen. Aber mich beruhigt es immer wieder, mir vorzustellen, dass es in zwanzig Jahren rückblickend keine Rolle spielen wird, ob meine Tochter mit oder ohne Stützrädli Velofahren gelernt, mein Sohn mit 6 oder 16 Monaten durchgeschlafen hat, ob wir damals mit 4.5 Jahren viel diskutiert haben, weil das Meitli sich nicht selber anziehen mochte, oder "...." (Erziehungs- oder Entwicklungsthema der Woche selber einsetzen). Dank gehört meiner Freundin Sarah, die meiner diffusen "Vorwärts-Spul-Philosophie" dieses prägnante Zitat gegenübergestellt hat.
Ratschläge zwischen Erwachsenen ist das eine. Viel spannender die Frage, welche Ratschläge man seinen Kindern mit auf den Weg gibt. Ich habe von meiner wunderbaren Mutter schon früh und oft den Satz "Vivre et laisser vivre" gehört. Ich denke, und hoffe, dass mich dies beeindruckt, geprägt und begleitet hat, bis heute.
Kürzlich hörte ich am Radio eine Cover-Version der alten Cat Stevens Kitschballade "Father & Son". Cat Stevens / Yusuf Islam fand ich das letzte Mal mit circa 17 richtig gut. Aber wenn man sich beim Autofahren so überlegt, was man seinen Kindern gern mitgeben möchte, geht der folgende Rat direkt ins Herz:
"Take your time, think a lot, think of everything you've got, for you will still be here tomorrow
but your dreams may not"
Die Bloggerin Jaime Morrison Curtis (Prudent Baby) hat auf "Prudent Advice for my Baby Daughter" Ratschläge gesammelt, die sie ihrer Tochter Scarlet widmet. Eine grosse Bandbreite von pragmatisch und praktisch ("Den Bussitz älteren und schwangeren Menschen anbieten", "Immer Dankeskarten verschicken") über simpel und lustig ("Die Fussball-Regeln lernen", "Die Antwort auf die Frage - Ist das Kunst? - ist Ja", "Leggings sind keine Hosen") bis zu schlicht und ergreifend:
"Unterschätze nicht die Fähigkeiten deines Vaters, dich zu verstehen - oder die von jedem Mann"
"Pflege deine Freundschaften, vor allem die mit Frauen"
"Es stimmt dass es sich lohnt, für gewisse Dinge zu kämpfen (aber nur du wirst wissen für welche)"
"Vergib deiner Mutter"
"Sei grosszügig. Mit deiner Zeit, deinem Geld, deinem Herz"
Die ersten 500 Ratschläge sind auch als Buch erschienen, leider nur auf englisch bisher. Im kommenden Herbst gibt's auch ein Tagebuch davon.
Und schliesslich: Auf dem Armreif, den ich mir bei der farbenfrohen Kate Spade in New York selber geschenkt hab, ist aussen graviert:
"Don't forget to floss" (Zaahsiidele nicht vergessen)
"Have courage" (Bis muetig)
"Wear sunscreen" (Immer schön Sunecrème benutze)
"Eat your vegetables" (Iss diis Gmües)
"Take a Chance" (Wag öppis)
Und innen:
"MOM ALWAYS SAID" (hät miis Mami immer xeit).
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Bücher,
Mutterdasein,
Singsang
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